Die Tafeln in Deutschland
Was "Die Tafeln" leisten
Jeden Tag fallen in Deutschland enorme Mengen Lebensmittel an,
die – obwohl qualitativ einwandfrei – im Wirtschaftskreislauf nicht mehr
verkauft werden können. Lagerbestände, Retouren, Produkte mit nahendem
Mindesthaltbarkeitsdatum, Überproduktionen, Produkte mit kleinen
Schönheitsfehlern etc.
Wir alle haben ein gemeinsames Ziel:
Lebensmittel retten und an Bedürftige verteilen
Die zumeist ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Tafeln sammeln
diese überschüssigen Lebensmittel im Handel und bei Herstellern ein und
verteilen diese gegen eine symbolische Münze an Menschen, die auf
staatliche Transferleistungen angewiesen sind. Es sind von
Langzeitarbeitslosigkeit Betroffene ebenso wie Menschen, deren
Arbeitseinkommen kaum für den Lebensunterhalt reicht. Zudem sind immer
häufiger Kinder und Jugendliche von Armut betroffen sowie Seniorinnen und
Senioren mit niedrigen Renten.
Indem sie qualitativ einwandfreie Lebensmittel vor der Vernichtung
bewahren, schaffen die Tafeln einen Ausgleich zwischen Überfluss und
Mangel. Neben dem sozialen Ausgleich sind Nachhaltigkeit und
Ressourcenschonung wichtige Aspekte der Tafel-Idee.
Insgesamt unterstützen mehr als 60.000 Ehrenamtliche in bundesweit über
920 Tafeln mehr als eine Million Menschen, darunter etwa ein Drittel Kinder
und Jugendliche.
Die Lebensmittelspenden der Tafeln sind eine ergänzende Hilfe, sie decken
nicht den wöchentlichen Lebensmittelbedarf der Betroffenen.
Denn: Die Tafeln können nur das weiterreichen, was sie selbst gespendet bekommen.
Und das sind vor allem Waren, die einen schnellen Durchlauf in den
Geschäften haben: Obst, Gemüse, Brot- und Backwaren, Milchprodukte.
Produkte mit langer Haltbarkeit wie Nudeln, Reis, Konserven oder Marmela-
de werden aufgrund ihrer guten Lagerfähigkeit weniger häufig gespendet.
Tafeln können daher nie die ganze Bandbreite von Lebensmitteln anbieten.
Die Lebensmittelspenden bewirken vor allem dreierlei:
1) Da es sich vorwiegend um Obst, Gemüse, Milchprodukte und
Backwaren handelt, leisten die Tafeln einen Beitrag zu einer
ausgewogenen Ernährung.
2) Sie verschaffen den Tafel-Kundinnen und Tafel-Kunden einen
kleinen, aber wichtigen finanziellen Spielraum, z.B. für ein
Kleidungsstück, einen Besuch mit den Kindern im Zoo, ein Buch oder
ein Geschenk für einen Freund. Dies eröffnet den betroffenen
Menschen Chancen für mehr soziale Teilhabe.
3)Die Tafeln sind Orte der Kommunikation und Begegnung zwischen
Menschen mit den unterschiedlichsten Lebens- und Berufs-
erfahrungen. Hier werden Kontakte geknüpft, Informationen mit Helfern
oder anderen Betroffenen ausgetauscht (z.B. über Hilfsangebote der
Wohlfahrtsverbände und anderer gemeinnütziger Initiativen).
In vielen Tafeln engagieren sich Bedürftige selbst als
ehrenamtliche Helferinnen und Helfer.
Tafeln sind Vielfalt
Keine Tafel gleicht der anderen. Welches Angebot eine Tafel den
Bedürftigen ihrer Stadt machen kann, hängt davon ab, welche Spender und
Sponsoren sowie Partner und ehrenamtlichen Helfer sich mit welchen Ideen
und Mitteln für die jeweilige Tafel engagieren. Manche Tafeln können nur ein
Mal pro Woche oder nur alle zwei Wochen eine Lebensmittelausgabe in
einer temporären Ausgabestelle ermöglichen. Andere verfügen über eigene
Läden, die aufgrund der günstigeren Spendenlage eine häufigere Abgabe
praktizieren können. Die Wirtschaftskraft einer Region spiegelt sich deutlich
in der Spendenbereitschaft für gemeinnützige Organisationen, wie auch die
Tafeln es sind, wider. Und damit in Art und Umfang ihrer Hilfsangebote.
Tafeln als e.V.s und Tafeln in Trägerschaft
Tafeln in Trägerschaft (und das sind rund 60 Prozent aller Tafeln) sind
personell und materiell anders (meist besser) aufgestellt als eingetragene
Vereine (e.V.). Wohlfahrtsverbände wie Diakonie, Caritas, AWO, DRK etc.
können meist eher zusätzliche Hilfsangebote wie Kleiderkammern,
Möbelbörsen, Schuldnerberatung kombinieren als Tafel-Vereine.
Hilfe zur Selbsthilfe: Wenn Tafeln Kochkurse anbieten
Die Tafeln tun das ihnen Mögliche, um den Tafel-Kunden zu helfen, sich
selbst zu helfen. So weisen sie zum Beispiel auf die Hilfsangebote der
Wohlfahrtsverbände oder anderer sozialer Hilfseinrichtungen
(Suchtberatung, Schuldnerberatung, Familienhilfe etc.) hin. Dort, wo es
ihnen dank ihrer Kooperationspartner und Spender möglich ist, organisieren
sie meist selbst weitergehende Angebote: zum Beispiel Kochkurse für junge
Eltern oder auch für Kinder.
Es gibt inzwischen etliche Tafeln, die Kochkurse für ihre Kunden anbieten.
(siehe Kinderrestaurants der Berliner Tafel oder Kochkurse für junge Eltern
der Hamburger Tafel). In diesen Kursen lernen interessierte Tafel-Kunden
(und andere Interessenten), wie man sich auch mit kleinem Budget
preiswerte und abwechslungsreiche Mahlzeiten zubereiten kann. Manchmal
entstehen begleitend zu solchen Kochkursen eigene Kochbücher.
Was macht die einzelne Tafel – und was der Träger?
Man muss schon sehr genau unterscheiden, wer genau gemeint ist, wenn
von „den Tafeln“ bzw. einer bestimmten lokalen Tafel die Rede ist: Ist es der
Träger mit u. U. einer Vielzahl von Hilfsanboten, von denen die Tafel nur
eines ist. Oder eben die örtliche Tafel (egal ob e.V. oder in Trägerschaft) mit
ihren eigenen Projekten, z.B. für Kinder und Jugendliche. Hier finden oft
Verwechslungen statt – insbesondere was die Selbsthilfe-Projekte betrifft.
Die Tafeln sind keine „Suppenküchen“!
Die wenigsten Tafeln verfügen über eigene Küchen oder können warme
Mahlzeiten anbieten. Der Topos der Tafel als „Suppenküche“ stimmt nicht.
Nur 13 Prozent der Tafeln verarbeiten gespendete Lebensmittel selbst zu
Mittags-Mahlzeiten. Meist sind es soziale Einrichtungen, die von den Tafeln
beliefert werden (Obdachlosenheime, Frauenhäuser, Kinder- und
Jugendvereine in sozialen Brennpunkten etc.), die aus diesen Lebensmittel-
spenden Mahlzeiten zubereiten.
Die Suppenküchen, die es gleichwohl gibt, sind meist eigenständige Projekte
von Kirchengemeinden. Sie sind keine Tafeln, werden aber häufig mit der
Tafel ihres Ortes verwechselt.